SCHARNSTEIN. Alleine schon die Zufahrt zum Gomde, einem Zentrum für Meditation und buddhistische Studien am Bäckerberg, gestaltet sich meditativ. Die Herbstkühle erfrischt, Familie Reh steht unbeeindruckt mitten auf der Straße und Nebelschwaden wabern durch die Luft, bis ein klassisch österreichischer Vierkanter mit gepflegten Wiesen und geschmückt mit Gebetsfahnen plötzlich das Ende des Weges bestimmt.
Dass der Weg hier nicht zu Ende ist, sondern weitergeht, vermag man am ersten Blick nicht zu erkennen. Das Gomde (bedeutet: Ort der Übung) ist ein Platz der Weisheit und der Wissenschaft und bietet mit seiner gewaltigen Fläche viel Raum und den Rahmen für Entspannung, Auftanken und Einsicht. Hierher kommt man für ein Seminar, für einen individuellen Rückzug oder zur wöchentlichen Montagsmeditation. 18 Jahre lang wurde das ehemalige Bauernhaus „Gut zu Rath“ von Freiwilligen renoviert und wurde erst dieses Jahr fertig gestellt. Neue ansprechende und sich auf das Wesentliche besinnende Zimmer mit Bädern wurden ebenso gebaut wie ein hauseigener Lift, der in den Meditationsraum führt.
„Es kommen bei uns immer zur richtigen Zeit die richtigen Menschen zusammen und helfen bei der Gestaltung mit“, meint Birgit Meiche, die sich hier ebenfalls ehrenamtlich betätigt und mit einer Handbewegung auf die weitläufige, gepflegte Gartenanlage weist. Ein englischer Landschaftsgärtner, wie könnte es anders sein, ebenfalls Mitglied des ehrenamtlichen Teams, hat den Garten konzipiert und dieser zeugt von großer Handwerkskunst. Der Löschteich, aus der eigenen Quelle gespeist, kann im Brandfall seine Funktion perfekt erfüllen, wird aber dennoch als Schwimmteich wahrgenommen und bietet Wasserschlangen, Libellen und Co. eine Heimat.
Es gibt einen Gemüsegarten, der vor Vielfalt strotzt, einen Weisheitsgarten mit einem Stupa, dem eine fast magische Anziehungskraft innewohnt, einen charmant angelegten Wald-Pfad, wunderschöne Blumenbeete und nicht zuletzt einen mit Hingabe von Lama Thierry gepflegten Rasen. „Der Garten beruhigt den Geist“, gibt Birgit die Idee des Schirmherren Chöki Nyima Rinpoche, Abt in Kathmandu, weiter.
Freundliche Gelassenheit
Es riecht gut nach herb-würzigem Räucherwerk. Gelassenheit und eine freundliche Ruhe wohnen den dicken Mauern des Hofes inne. Das Ambiente schiebt das Staunen beiseite und das Eintauchen in eine andere Welt fällt nicht schwer. Hier gibt es vieles, Hektik allerdings nicht. „Man muss nicht Buddhist sein, um zu kommen, alle sind willkommen und es sind keine Voraussetzungen zu erfüllen“, erklärt Birgit die unvoreingenommene Gemeinschaft, die mit wenigen und einfachen Regeln auskommt.
„Mithelfen ist erwünscht, es regiert eine Mischung aus Dienstrad für Ehrenamtliche und Zufall. „Manche kommen und gehen, manche kommen und bleiben eine Weile, manche kommen immer wieder“, fasst Birgit das Miteinander zusammen. Von der Biologin bis zum Architekten, Forstarbeiter und dem Elektriker geben sich die Besucher die Klinke in die Hand. Manchmal sind nur zehn Gäste im Haus, manchmal sind es über zweihundert, erklärt sie mit Blick auf den großen gemeinsamen Speisesaal.
Der Buddha in uns
Ein Gong ertönt und lädt zur Meditation ein. Tief und monoton werden tibetische Texte rezitiert. Beim „chanten“, so nennt man im Buddhismus den Betgesang, verbreitet sich eine wohlige, andächtige und vor allem friedliche Stimmung im Raum, ganz ohne Tempelgefühl und Mönche in orangefarbener Kleidung. Schnell wird klar, warum die Menschen gerne in das Gomde kommen: um Ruhe zu finden, Meditation kennenzulernen, eine andere Spiritualität zu erleben oder um an Yoga- und Meditationsseminaren teilzunehmen.
Lama Thierry sorgt vor Ort für das geistige Gleichgewicht. „Meditation ist hilfreich, man kann lernen, wie der Geist zur Ruhe kommt und wie sich negative Emotionen auflösen lassen. Damit wird die innere Kraft gestärkt, Weisheit und Mitgefühl entwickelt und das kann in das eigene Leben nach ,draußen‘ mitgenommen werden und das Zusammenleben verbessern“, erklärt Thierry seine Mission und Vision.
Für ihn ist wichtig, dass diese Botschaft für alle erreichbar und ohne Standesdünkel erlebbar ist. Das Gomde steht nicht zuletzt für Qualität, die Tradition wird permanent auch in der Meditationspraxis gelebt und nur hoch qualifizierte und authentische Lehrer und Vortragende unterrichten bei den Seminaren. Sicher ist, die Herzens- und Geistesschulung im Gomde macht das Leben ein Stück weit bunter, vielfältiger und gelassener.